
Vorab noch ein kleiner Nachschub aus Kapadokya, die Region ist einfach magisch und man muss einfach viele Bilder machen.

Ich verlasse Kapadokya Richtung osten und spule viele Kilometer durch recht eintönige anatolische Landschaften, bis ich schließlich Erzurum erreiche. Auf dem Weg traf ich auf ein sehr nettes spanisches Pärchen, die in etwa meine Tour mit dem Fahrrad abfahren. Ich sammelte sie auf der Straße auf und wir campten zusammen einsam am Euphrat und tauschten unsere Erfahrungen aus. Für mich ging es zügig weiter Richtung Georgien, wollte ich doch die schöne Türkei langsam aber sicher hinter mir lassen. So fuhr ich immer weiter Richtung Nordosten und gelangte schließlich nach Erzurum. Dort unternahm ich noch mal einen letzten Versuch eine Klimaanlagee für Günther zu erstehen, allerdings hatte ich Pech, ist der Gute mit Bj. 1995 einfach zu arg in die Jahre gekommen, als dass irgendwer noch eine Klimaanlage parat gehabt hätte. Schade, also muss man sich im Iran wohl auf sehr viel Schweiß einstellen 😛

Ab Erzurum wird die Landschaft gravierend anders und man verlässt die recht karge anatolische Hochebene. Die Straße führt erst immer steiler hinauf in die Berge, bevor sie dann in einem immer enger werdenden Tal zu einer reißenden Schlucht wird. Man folgt dem Fluss Torum, der sich dann nach einer weiteren Einspeisung im großen Fluss Chorokhi wiederfindet. Die Schlucht wird dabei immer enger, das Gestein ändert die Farbe und das Wasser wird tiefblau. Die Landschaft erinnert ein wenig an Utha bzw. den Grand Canyon. Seitlich gehen immer wieder Täler ab und es finden sich viele alte Burgen und Kirchen aus byzantinischer Zeit wieder.


Nach meiner kleinen Wahlkampfveranstaltung folgte ich dem Fluss immer weiter bis Artvin, der Geburtsstadt Atatürks. Natürlich musste ich den Berg zu dessen riesiger Statue hinauf um das obligatorische Bild zu machen. (ich werde es nicht posten, da das Wetter mehr als bescheiden war). Von Artvin aus fuhr ich nun endgültig Richtung georgischer Grenze. Bei Borcka führte schließlich eine kleine verlockend aussehende, schnuckelige Straße direkt an die georgische Grenze. Die nahm ich, folgte stur meinem GPS, bog rechts mit Schwung ab und fand mich vor einem Militärposten wieder der, aufgeschreckt durch mein rasantes Abbiegen, die Waffe schon im Anschlag hatte. Glücklicherweise merkten die beiden Jungs recht schnell, dass von mir keine Gefahr ausging, und sie verwiesen mich auf den richtigen Grenzübergang. Da habe ich doch mal wieder Schwein gehabt, nicht erschossen worden zu sein, dazu noch mit einem guten alten, deutschen G3. Ich passierte unkompliziert die Grenze nach Georgien, und da es bereits Abend war, campte ich irgendwo vor Batumi am Strand. Das war keine so brillante Idee, fuhren doch irgendwelche Jugendlichen auf der Strandpromenade mit ihren Autos oder Rollern auf und ab, um ihrem Hormonstau Abhilfe zu leisten.

Ich beschloss, nicht zuletzt, da es mir empfohlen wurde, zwei Nächte in Batumi zu bleiben. Leider hat die Stadt nicht viel zu bieten, es wirkte wie ein billiger Las Vegas Abklatsch mit russischen Pauschaltouristen. Da Georgien aber für seine wilde Natur bekannt ist, beschloss ich schnurstracks in die Berge zu fahren. Der Ort Ushguli war das Ziel, für die ca. 250km benötigt man rund 5-6h um euch einen kleinen Eindruck von der Straßenbeschaffenheit zu geben und nahe des Ortes Iskari entschloss ich mich, die örtliche Kirche, oben auf einem Hügel zu besuchen. Der Weg dort hin war schon ordentlich Steil und 4×4 und als ich an der Kirche ankam, hatte ich die dämliche Idee den Trampelpfad zum Dorf entlangzufahren. Und so wühlte sich Günther munter durch, bis er auf einen kleinen Bach stieß. Diesen zu durchqueren wäre für Günther kein Problem gewesen, hätte sich das Gewässer nicht 50cm tief durch den Boden gefressen. Da ich etwas greedy war, dachte ich mir, komm den Graben schaffst du mit 4×4 und Untersetzungsgetriebe und plopp war Günther im Graben versenkt, 3 von 4 Rädern hingen in der Luft, der Rahmen auf dem Boden und Günther steckte fest!
Also lief ich mit meinen hübschen mexikanischen Lederschuhen durch den Morast ins Dorf und versuchte irgendwie Hilfe zu finden. Ein Junge führte mich zu seinem Großvater mit Traktor und ich versuchte mein Anliegen mit Händen und Füßen vorzutragen. Letztlich konnten die beiden mir nicht wirklich helfen, da der Traktor die Steigung zur Kirche hoch aufgrund seiner Leistung nicht schaffen würde also musste ein anderer Plan her. Der Junge führte mich zu einem Guesthouse, das von einem Kanadier und seiner georgischen Frau bewohnt wurde. Diese hatten gerade eine Gruppe junger Christen im Haus, die der örtlichen Community halfen ihren Anbau zu verbessern. Toni half mir dann, ein paar Leute im Ort zusammen zu trommeln und mit einer Gruppe von 6 Mann und seinem Toyota Hilux Surf fuhren wir zu Günther und machten uns an die Arbeit. Im Endeffekt half mein kleiner Fehlkauf, ein 12-t-Wagenheber, der an für sich für mein Auto total überdimensioniert ist, in diesem Falle aber Gold wert war, konnten wir so Günther am Rahmen hochbocken und den Graben einfach mit Schutt und Steinen füllen. Nach ca. 5h, qualmenden Hilux Surf Reifen und einem beherzten Ruck war Günther wieder frei. Da die Sonne bereits untergegangen war, nahm mich Toni bei sich auf, und ich konnte auf seinem Hof im Günther schlafen. Die beiden sind eine echte Bereicherung für die Region und Toni wird wohl einen kleinen Lokalartikel über die Bergungsaktion in der Lokalzeitung veröffentlichen 😀
Nach dieser aufregenden und ebenso stumpfsinnigen Aktion fuhr ich endlich den Rest der Strecke bis nach Ushguli. Die Straßenverhältnisse werden immer rauer und schlechter und das Wetter drohte ebenfalls zu kippen. Im Ort angekommen schaffte ich es rechtzeitig zum Sonnenaufgang Bilder zu machen (siehe unten) und traf dann auf einen Mercedes Sprinter, der offensichtlich zu einem Camper umgebaut wurde. Am nächsten Morgen fotografierte ich gleich wieder und die Besitzer des Gefährts kamen zu mir. Kai Uwe und Annett sind ebenfalls sehr abenteuerlustige Gesellen und wir beschlossen die 10km zum örtlichen Gletscher zu laufen.


Ushguli befindet sich in Oberswanetien, welches durch einen Pass auf 2600m mit Unterswanetien verbunden ist. Dieser Pass war aufgrund des vielen Schnees in diesem Jahr immer noch offiziell geschlossen. Während unserer Wanderung trafen wir ein Gruppe Polen, die mit ihrenEnduros unterwegs waren. Auf Nachfrage, ob man mit einem 4×4-Fahrzeug den Pass doch queren könnte, wurde uns gesagt, dass dies locker möglich sei, allerdings gäbe es wohl nur eine kleine Schwierigkeit am Anfang der Straße nach ca. 3km.
Wir beschlossen, das ganz am nächsten Tag einmal auszutesten, ich fuhr voraus, und die beiden sollte mich dann einfach wieder rausziehen sollte ich im Schlamm zu tief einsinken. An besagter Stelle angekommen, sahen wir schon einen versenkten Landcuriser J8 im Schlamm, dieser hatte allerdings auch keinen Offroadreifen und so wollten wir es einfach wissen. Ich fuhr mit Günther mit Geländeuntersetzung in den Schlamm, kam echt weit und dann zack war es aus. Die gesamte Karre war 40 cm in weichem Schlamm ohne jeglichen Grip festgesessen. Kai Uwe und Annett versuchten vergeblich mich herauszuziehen, ein Sprinter ist gerade zu niedlich für dieses Vorhaben. Da der Landcruiserbesitzer auch fest saß, musste schwereres Gerät her und letztlich konnte im Ort ein schwerer russischer Kamarz Lastwagen organisiert werden, der Günther dann mit Müh und Not wieder befreite. Zwei Mal festgefahren in 4 Tagen war mir dann doch etwas zu viel aber naja, man lernt ja nie aus 😀