
Nachdem ich Svenja erfolgreich in Tabriz eingesammelt hatte und wir die Nacht mehr schlecht als recht in einer einfachen Unterkunft verbrachten ging es am nächsten Tag erst mal auf den großen Basar in Tabriz. Nun hat jede Stadt im Grunde genommen einen alten Basar, was bei uns dem Marktplatz entspricht, allerdings ist der in Tabriz einer der Älteste im Mittleren Osten und schon Marco Polo erwähnte ihn auf seinen Reisen entlang der Seidenstraße.


Basare sind nicht nur die Halsschlagadern jeder iranischen Stadt, man kann dort auch am einfachsten und zum besten Wechselkurs seine Dollars oder Euros in iranische Rial umtauschen. Durch die galoppierende Inflation durch Donald Trumps dämliche Außenpolitik verliert der Rial zurzeit massiv an Wert, was für uns Reisende natürlich günstig kommt, dem Durchschnittsiraner das Wasser aber allmählich bis zum Hals hinauf treibt. Tabriz ist nach Teheran die zweitgrößte Stadt und ist insbesondere für sein Teppichknüpferhandwerk bekannt. Die Mehrheit der Bevölkerung ist Azerbaijanischen Ursprungs und die Leute bezeichnen sich selbst als von den Türken abstammend.
Da Tabriz einen absolut abscheulichen Verkehr hat und wir mehr vom Land sehen wollten, entschlossen wir uns Richtung Westen zum Urmia Salzsee zu fahren. Für mich klang das natürlich mal wieder nach einem Abenteuer mit Günther und so fanden wir einen Weg zum Strand. Da ich an meine Geländefahrkünste glaubte, umrundeten wir die kleine Landzunge und ich fuhr mit Günther über die fast trockenen Salzplatten bis sich das Salz mit Schlamm und Sand vermischte und ich schon merkte, wie Günther immer tiefere Spuren zog und merklich schwerer voran kam. Am Ende, auch weil ich mich dazu entschloss, nicht mit Untersetzungsgetriebe und gesperrtem Mitten- und Heckdifferenzial zu fahren blieben wir schließlich im Schlamm stecken. Svenja war naturgemäß hellauf begeistert bei 40°C und praller Sonne ohne Schatten auf Hilfe zu warten.
Die Jungs versuchten Günther vergeblich mit improvisierten Sandblechen und Ketten aus seiner Misere zu befreien, gruben ihn aber bei all den Versuchen nur noch tiefer ein. Am Ende wurde versucht das Auto mithilfe eines 300m (kein Scherz!) Seil das Auto von der Straße aus mithilfe des LKWs und Seilwinde so weit Freizuziehen, dass Günther es die 250m bis zum Strand selber schaffen würde. Schließlich, und wir alle hatten schon längst nicht mehr dran geglaubt, schaffte es einer der Jungs Günther wieder freizubekommen und er fuhr bis zum Strand. Die ganze Aktion hat 7h gedauert und unser Ersthelfer bot uns seine Wohnung als Nachtquartier an. Normalerweise würde ich so etwas nicht annehmen, auch wenn ich weiß, dass es im Iran fast schon heilige Pflicht ist, Reisenden mit allem zu helfen, was zur Verfügung steht. Da Svenja nach dieser Aktion aber entsprechend fertig war, waren wir beide höchst Dankbar von Said zu Hause für eine Nacht aufgenommen zu werden.

Ich musste Svenja versprechen in Zukunft, solange sie mitreist, auf jegliche Offroadabenteuer zu verzichten, was ich zähneknirschend annehmen musste, um den Haussegen nicht vollends zu gefährden. Trotz solcher Fehlschläge habe ich das Gefühl auch diesmal wieder viel zum offroaden dazugelernt zu haben, um die Fähigkeiten des Autos besser einschätzen zu können. Der Spaß war diesmal mit 80$ allerdings auch der Teuerste Fehler, der mir unterlaufen ist.
Da wir vom See selbst, aufgrund der Bergungsaktion nicht viel gesehen hatten, fuhren wir am See entlang um uns dessen weiß-rotes Wasser aus der Nähe anzusehen. Es ist schon beeindruckend und erinnert stark an Uyuni in Bolivien, allerdings ist es doch etwas anders.

Mein Plan war den äußersten Westen Irans zu bereisen, allerdings ist der Weg dorthin extrem lang und teils beschwerlich, sodass wir schließlich die Nordroute wählten. Es ging zurück über die Felsenstadt Kandovan an Tabriz vorbei zu den Colourful Mountains nahe Khaje.
Dort konnte ich Svenja doch von ein bisschen offroad light überzeugen und wir fanden eine wirklich atemberaubende Stelle auf einem Bergrücken mit Blick auf die vielen bunten Felsfarben. Die Nacht verbrachten wir mitten zwischen den Felsen und machten uns am Nächsten Tag auf Richtung Kaspischem Meer. Um dort hinzukommen, bedarf es einer Überquerung der Bergkette und so dauerte die Fahrt länger als geplant. Unten an der Küste angekommen möchte man am liebsten sofort wieder umkehren, ist das Klima doch subtropisch/tropisch Schwül bei 40°C, sodass einem sogar die Hose am Sitz festklebt, sobald man aussteigt. Ich begreife bis heute nicht, warum sich Menschen an einem solchen Ort ansiedeln, wenn sie doch die schöne und vor allem trockene Steppe 100km südlich haben.


Und genau aus diesem Grund machten wir uns schnellst möglich wieder auf in die Berge. Wir besuchten das wirklich niedliche Bergdorf Mausoleh was auf ca. 1000m Höhe liegt und optimales Klima zum Verweilen bot. Danach ging es wieder über die Berge in die Provinz Zanjan, in der so einige interessante Bauwerke zu begutachten sind. Neben den Hauptstraßen wird die ganze Ebene von vielen Staubpisten durchzogen, welche Günther selbstverständlich bravourös meisterte, aber zu einem beständigen Staubgeschmack im Mund führte, da naturgemäß kein Auto ganz dicht ist. Svenja war es irgendwann leid bei Gluthitze und ständiger Staubschicht durch die Gegend zu fahren und so klapperten wir an einem Tag in einem 650-km-Marathon zwei Grabmäler, eine sehr beeindruckende Tropfsteinhöhle und eine alte Mosche in Sultaniye ab, ehe wir uns eine saubere und schöne Bleibe in Zanjan suchten.


Zanjan ist ein wahrlich hübscher Ort zu verweilen. Die Stadt wartet mit dem längsten Basar auf und es herrscht in der gesamten Stadt eine gewisse Gelassenheit, die zum Relaxen animiert. Rund ums Hotel kann man sich sehr preisgünstig mit den wichtigsten Dingen die Zanjan so herstellt, wie z.B. Messer und Kupferwaren, eindecken.
Als nächstes Ziel steht die Hauptstadt Teheran auf der Liste und wir machen uns Gedanken, wie wir Günther aus diesem abartigen Chaos heraushalten.