Ab durch die Wüste
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Yazd ist eine wahrhaft hübsche Stadt, der Kern besteht aus renovierten hübschen Lehmhäusern, oft mit Dachterrassen, die zum Verweilen einladen. Berühmt ist die Stadt für seinen Amir Chakhmaq Complex, der im Endeffekt nur eine Wand ist, sich aber über 3 Stockwerke auftürmt. Leider schaffte ich es auch dort nicht auf ein Minarett rauf um Bilder zu schießen. Von Yazd aus ging es nach Shiraz weiter im Süden, wir haben uns einiges an Kilometern vorgenommen, allerdings wollten wir weder Persepolis noch die pinke Mosche verpassen.

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Persepolis ist schon atemberaubend, auch wenn nur noch ein Bruchteil dessen steht, was früher vor Alexanders Invasion gewesen war. Darius hat den Komplex angefangen, Xerxes hat noch mal einen draufgesetzt und die ganzen Antixerxes haben es benutzt bis Alexander der Große Persien unterwarf und Persepolis weitestgehend zerstörte.

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Nach so viel Stadt war mir persönlich mal wieder nach viel Natur zumute, so machten wir uns auf den langen Weg von Shiraz über Nayritz nach Kerman.

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Dort sollte für uns das echte Wüstenabenteuer beginnen. Kerman selbst hat nicht besonders viel zu bieten und wir wurden das erste Mal enttäuscht, als man sich auf einmal weigerte, uns Diesel zu verkaufen. Früher war das erwerben von Diesel wohl immer mal wieder ein Problem im Iran, ich hatte aber in den ganzen 6 Wochen davor nie Probleme damit gehabt, da eigentlich jeder Tankwart eine Tankkarte besitzt und einem dann den öligen Saft für den doppelten nationalen Preis (0,06€ statt 0,03€) verkauft.

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Nachdem sich dann doch eine Tankstelle dazu erbarmt hatte uns Diesel zu geben, fuhren wir an Kerman vorbei direkt in die Dasht-e Lut genauer zu den pittoresk anmutenden Khaluts. Dies sind Felsinseln mitten in der weitläufigen Wüste. Die Wüste zieht sich noch etwa 500 km Richtung Afghanistan und ca. 1000 km gen Nordwesten. Angrenzend befindet sich die Dasht-e Kavier, ebenfalls eine Wüste, allerdings flacher und eher geröllhaltig, der Übergang ist, sofern man sich über Tabas bis nach Golestan begibt, fließend und unbeschreiblich schön.

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Nun hat man mit Günther einen vollwertigen Geländewagen, allerdings einen Besitzer, der sich leider nicht besonders gut mit Sandfahren auskennt, weshalb wir es diesmal deutlich konservativer sprich ohne Risiko haben angehen lassen. Bei den Khaluts gibt es absolut nichts, keine Menschenseele und die nächste Oase ist ca. 15km entfernt. Bei recht heftigen 47°C und einer Luftfeuchtigkeit von maximal 3% möchte man nicht zu Fuß bis zur Oase irren müssen, um nach Hilfe zu suchen. Ein kleines Wort zu den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit. Aufgrund dieser Werte gilt die Dasht-e Lut als die trockenste Region der Erde, im Jahre 2008 wurde per Satellit ein neue Erdmaximaltemperatur von 72°C gemessen, was die Wüste auch zum wärmsten Ort der Welt macht. Da dieser Wert nicht am Boden gemessen wurde, gilt er offiziell nicht als Rekord, aber das nur am Rande.

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Zurück zu Günther. Der schlug sich ausgesprochen gut auf Sand und irgendwann traute ich mich sogar mal über ein paar kleinere Dünen zu fahren, mit Getriebeuntersetzung und gesperrtem Mittendifferenzial kommt man doch gut voran, wobei ich mich langsam an das Maximum rantastete. Das Gute am Sand ist seine Lockerheit, sprich man bekommt das Auto recht einfach ausgegraben und kann sich in der Regel wieder selbst befreien, im Gegensatz zum Matsch oder Schlamm, die wie Klebstoff an der Karosserie kleben und ein Ausgraben oder Herausziehen fast unmöglich machen.

Der Sonnenuntergang gestaltete sich erwartungsgemäß atemberaubend und irgendwann gegen Mitternacht kühlte die Umgebung dann doch mal unter 30°C ab, sodass man schlaf fand. Da ein Weibchen an Bord ist, wurde nach 3 Tagen routinemäßig eine Unterkunft, hier in Kerman, angesteuert. Der Besitzer erquickte sehr mit seiner offenen und lustigen Art, ich gehe davon aus, dass er homosexuell war und es in einem Land wie Iran damit absolut nicht leicht hat. Außerhalb von Tehran findet die Toleranz für Sperenzchen, welche ich ja oft selber vollführe, wie z.B. nackt unter Wasserfällen stehen oder frühmorgens ums Auto rennen, schnell ein jähes Ende. Homosexualität ist leider strafbar und wird auf üble Weise geahndet. Umsomehr erfreuten wir uns an ihm auch wenn sein Englisch leider stark zu wünschen übrig ließ.

Nachdem wir Kerman vollgetankt verlassen hatten, machten wir uns auf den langen Weg durch die gesamte Wüste nach Norden. Glücklicherweise ist die Strecke mittlerweile asphaltiert und von daher gut zu bewerkstelligen. Auf dem Weg finden sich so einige, sehr interessante und zum Glück völlig untouristische Kleinode, die selbst die Iraner nicht zu kennen scheinen. Zum einen trifft man, sofern man sich kurz durch eine Staubpiste kämpft, auf eine alte, sehr gut erhaltene Karawanserei, auf der man getrost herumturnen kann. Die Gebirgsformationen im Hintergrund verleihen dem Ort etwas Mystisches.

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Folgt man der Straße weiter, tief in die Wüste, so trifft man vor Dehouk auf eine wunderschöne Oase mit dem Namen Nayband. Dass dieser Ort nicht von Touristen frequentiert wird, erschließt sich mir nicht, da das Dorf an einem stark zerklüfteten Berghang gelegen schon von der Hauptstraße aus zu sehen ist. Nayband ist eine klassische Oase eingebettet in scharfkantige Vuklanfelsen mit Dattelpalmenhainen und alten Lehmhäusern. Als wir uns den Ort anschauten, um Bilder zu machen, wurden wir von 3 Kindern freudig eskortiert. Die Nacht verbrachten wir standesgemäß in einem ausgetrockneten Flussbett in der Nähe der Oase.

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Von Nayband aus ging es nach Nordwesten nach Tabas. Tabas ist eine größere Oasenstadt am Rande eines Gebirgszuges mit einem hübschen groß angelegten Garten in dessen Zentrum. Nahe Tabas findet sich der Morteza Ali Canyon, den ich nicht fotografiert habe, da ich der Kamera mal einen Tag pause gönnen wollte. Im Canyon wurden wir von einer iranischen Familie zum Tee eingeladen, und als wir zu Günther zurückgingen, prangerte ein großer, schön gezeichneter Schwanz auf der Heckscheibe. Wir haben den Humor einfach mal so draufgelassen wir er war, was bei der nächsten Polizeikontrolle allerdings auf wenig Anklang stieß, der hübsche Penis wurde einfach vom Beamten ohnen Kommentar weggewischt 😀

Da wir die zweitgrößte Stadt Irans Mashad auslassen wollten, entschieden wir uns für eine Route etwas mehr westlich um nach Neyshabur zu kommen. Die Stadt fällt nicht gerade durch ihre Schönheit auf, allerdings befindet sich in dessen Nähe eine einzigartige hölzerne Moschee, die wirklich sehr interessant anzusehen war. Neyshabur war wiedermal Rastpunkt mit Dusche und Klimaanlage um sich den ganzen Dreck der Wüste nach 5 Tagen aus dem Gesicht zu waschen.

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Weiter geht es dann ins wilde Golestan, das aber erst im nächsten Beitrag.